Sehen wir uns nun das originale Modell an. Der Autor hat dieses aufgrund langjahrigerErfahrung in der Lehrerbildung und durch theoretische Uberlegungen unterstutzt for-muliert. Das Konnen von Lehrenden, so die Aussage des Modells, beruht vor allem aufder Selbstkompetenz von Lehrenden. Die Grundlage ihres Handeins bilden also die Vor-stellungen uber sich selbst und die Lernenden, die Klarheit der eigenen Ziele und Werte oder ein geubter Umgang mit den eigenen Gefuhlen. Die fachliche Kompetenz hingegen stellt diesem Modell zufolge keine grundlegende Fahigkeit von Lehrenden dar (siehe Schocker-von Ditfurth 2002, S. 6f.).

Kompetenzen von Lehrenden (Hans Rudolf Lanker, nach: Schocker-von Ditfurth 2002, S. 7)Das fuhrt moglicherweise bei Ihnen zu groBen Zweifein: Ist nicht ein umfangreiches Wis-sen aber die deutsche Sprache und Literatur eine grundlegende Voraussetzung, um als Deutschlehrerin oder Deutschlehrer arbeiten zu konnen? Am Aufbau dieser Einheit konnen Sie erkennen, dass auch wir der Selbstkompetenz von Lehrenden einen hohen Stellenwert beimessen. Dazu zahien wir beispietsweise die Fahig-keit, dass Lehrende ein Gespur dafur entwickeln, wo ihre Starken liegen und was sie ver-bessern konnten. Wir werden diesen Aspekt noch haufiger aufgreifen.
Die bisher besprochenen Kompetenzen konnen sicher dabei helfen, die Tatigkeiten von Lehrkraften im Deutschunterricht zu beschreiben. Dennoch konnte man einwenden, dass die Begriffe sehr allgemein sind. So haben Sie sicher angemerkt, dass wichtige Kompe-tenzen nicht explizit angefuhrt werden. Dazu zahlt beispielsweise die Diagnosekompe-tenz, also die so wichtige Fahigkeit von Lehrkraften, Lernfortschritte festzustellen und Vorstellungen zu entwickeln, wie die erworbenen Kenntnisse und das Konnen der Ler-nenden weiterentwickelt werden mussen. Es ist deshalb nicht verwunderlich, wenn Sie die Pyramide von Lanker kritisiert haben.